Nach den „Simpsons“ ziehen die „Black Comics“ in den schauraum: comic + cartoon. Die neue Ausstellung blickt auf die Entwicklung von Schwarzen Figuren im Comic – vom schlichten Sidekick bis zu Superhelden wie Black Panther.
Die neue Ausstellung im schauraum: comic + cartoon Black Comics – Vom Kolonialismus zum Black Panther stammt von den gleichen Macher*innen wie die erfolgreiche „Simpsons“-Schau. Sie beschäftigt sich mit einem aktuellen, aber in Deutschland noch wenig behandelten Thema: der Entwicklung von Schwarzen Figuren im Comic. Der Comic-Experte Dr. Alexander Braun hat auch dafür wieder viel seltenes Material zusammengestellt. Mit circa 100 Originalwerken und reichlich Archivmaterial zeigt sie wichtige Facetten der Entwicklung von Schwarzen Figuren im Comic und ihre Macher*innen.
Ambivalentes Thema
Der kleine Ausstellungsraum an der Katharinentreppe beim Dortmunder Hauptbahnhof ist randvoll mit seltenen Originalen, Modellen, Figuren, Comic-Heften. Für Kurator und Comic-Experte Alexander Braun war es eine Entdeckungsreise. Besonders die Ambivalenz des Themas hat ihn gefordert.
Da ist Hergés „Tim im Kongo“, ein „zutiefst rassistischer Comic“, wie Braun sagt: Der blonde, belgische Reporter, der mit einem katholischen Missionar Bildung nach Afrika bringt. Ein paar Jahre später gibt es im von den Nazis besetzen Belgien eine Art Gegenmodell – Jijé, einen schwarzen Jungen als Titelhelden im Band „Blondin et Cirage“. „Der Comic war ja immer auch anarchisch und hat nie den Mainstream bedient und frech dagegen gezeichnet“, sagt Braun.
Trotz seiner kolonialen Agenda wird „Tim im Kongo“ im Kongo selbst zu einem Bestseller und rangiert bis heute in Afrika unter den beliebtesten Comic-Titeln. Das Album wird zur Initialzündung einer eigenen afrikanischen Comic-Kultur: Circa 50 Prozent der Comic-Künstler*innen des gesamten Kontinents stammen aus dem Kongo.
Rahmenprogramm mit Impulsen des Dortmunder Vereins „Afrikultur e.V“
Sophia Paplowski vom schauraum: comic+ cartoon hat das Rahmenprogramm zusammengestellt. Es gibt die gewohnten Comic-Workshops und Lesungen im Rahmenprogramm, aber sie setzte zudem auf die Unterstützung des Dortmunder Vereins Afrikultur. Ein Film und wissenschaftliche Vorträge vertiefen das Thema der Schwarzen Comic-Kultur und beleuchten es von verschiedenen Seiten. „Es ist ein hochkomplexes Thema, das wissenschaftliche Einordnung benötigt“, sagt Paplowski.
Seltene kongolesische Originale in der Dortmunder Sammlung
In der Ausstellung ist eine Auswahl afrikanischer Comiczeichner*innen zu sehen. Das Besondere: Alle stammen aus dem Comic-Fundus der Stadt Dortmund, die diese Auswahl vor zwei Jahren angeschafft hat. An diese Originale zu kommen, ist wegen der Einfuhrbestimmungen schwer, doch die Stadt nutzte eine Ausstellung zum Thema Afrika in Erlangen zum Ankauf der Sammlung.
Es gibt auch Comics von Zeichnern anderer afrikanischer Länder, wie zum Beispiel der Elfenbeinküste. Populärstes Beispiel ist „Aya“ von Marguerite Abouet und Clément Oubrerie: eine Comic-Soap-Opera, die zu Beginn der 1980er-Jahre in der ivorischen Metropole Abidjan spielt und den Alltag aus der Sicht der Frauen zeigt.
Black Community erobert die Comic-Landschaft
Die Ausstellung zeigt die geschichtliche Entwicklung: In den frühen 1970-ern erweiterten Jack Kirby und Co. den Superhelden-Kosmos um eine ganze Riege afroamerikanischer Helden, angeführt vom „Black Panther“. Nun gab es nicht nur Schwarze Helden, sondern sie wurden auch zunehmend von afroamerikanischen Künstler*innen gezeichnet. Immer stärker setzte die Black Community in der Comic-Landschaft eigene Akzente, und Independent-Autor*innen und -Zeichner*innen wie Ho Che Anderson oder Kyle Baker huldigten in Graphic Novels ihren Idolen Martin Luther King oder Nat Turner. Heute ist die Comic-Szene von New York bis Kapstadt, von Paris und Brüssel bis Kinshasa so vielstimmig und bunt wie nie zuvor.
Zur Ausstellung erscheint Anfang 2025 ein umfangreiches Katalogbuch.
Black Comics: Vom Kolonialismus zum Black Panther
schauraum: comic + cartoon
15. November 2024 bis 27. April 2025