50 Speakerinnen und Speaker, 300 Teilnehmende und drei Tage voller Präsentationen, Keynotes, Workshops und Konzerte: Die erste Community Music Konferenz am Konzerthaus Dortmund ist am Freitagmittag erfolgreich zu Ende gegangen. Drei Tage lang stand das selbstbestimmte Musizieren in Gemeinschaft im Mittelpunkt. Fachleute, Führungskräfte von Kultureinrichtungen sowie Community Musicians aus 20 unterschiedlichen Nationen tauschten sich zur „Musik für alle“ aus – und diskutierten die Bedeutung von Community Music in der Gesellschaft.
„Die Konferenz hat schon jetzt unsere Erwartungen übertroffen“, sagte Raphael von Hoensbroech, Intendant und Geschäftsführer des Konzerthaus Dortmund, zur Eröffnung der Konferenz. Mit 100 Teilnehmenden hatten die Veranstalter – das Konzerthaus Dortmund, das Paper Lantern Collective, das Community Music Netzwerk und die Hochschule Düsseldorf – gerechnet, 300 kamen schließlich zur bisher größten Community Music Konferenz in Deutschland. „Community Music sollte in der heutigen Zeit fast ein Muss für jede Stadt und jede Kulturinstitution sein, denn sie geht über klassische Education-Arbeit weit hinaus und ergänzt diese“, machte von Hoensbroech deutlich. „Musik hat die Kraft, das Leben eines jeden Einzelnen zu verändern.“ So lud der Intendant die Teilnehmenden ein, die Konferenz zu nutzen, um sich zu vernetzten und für Community Music in Deutschland stark zu machen.
Workshops, Präsentationen, Konzerte
Ein umfangreiches Programm mit Beiträgen aus Kultur, Wissenschaft und Politik bot anschließend jede Menge Input und Inspirationen zur Umsetzung und Weiterentwicklung von Community Music in der Praxis. Prof. Dr. Te Oti Rakena, der live aus Neuseeland zugeschaltet war, hob in seinem Vortrag unter anderem die Rolle der Kultur für das Wohlbefinden der Menschen hervor. Antje Valentin, Generalsekretärin des Deutschen Musikrats, betonte in einer Podiumsdiskussion: „Die Antwort ist ganz oft Musik. Es stecken viele Chancen in Community Music.“ Matthew Robinson, Gründer des Paper Lantern Collective, des ersten Community Music Kollektivs in Deutschland sagte: „Kulturelle Teilhabe ist ein Menschenrecht – und jeder Mensch ist ein Künstler. Das ist unsere Haltung als Community Musicians.“
In Workshops wurden die Teilnehmenden dann selbst aktiv, lernten neue Methoden und Herangehensweisen kennen oder machten gemeinsam Musik. „Ich nehme sehr viel von dieser Konferenz mit, zum Beispiel wie man auf ein breiteres Spektrum an Leuten zugehen kann“, erzählte Teilnehmerin Lara Werner, Projektmanagerin Partizipation am Festspielhaus Baden-Baden.
Die Zukunft der Community Music
Menschen ansprechen und über die Musik zusammenzubringen – das wird auch in Zukunft am Konzerthaus Dortmund eine zentrale Rolle spielen: Was 2019 als Projekt begann, ist mittlerweile mit der Unterstützung von Partnern ein nachhaltig integriertes Programm und eine strategische Entscheidung für das Konzerthaus geworden. Dass er Community Music allerdings nicht als lokale Aufgabe, sondern als kooperatives, deutschlandweites Projekt versteht, machte Raphael von Hoensbroech in seiner Keynote am letzten Konferenztag deutlich: „Was lokal begann, muss national wirken“, sagte der Konzerthaus-Intendant und beschrieb seine Vision von Community Music in Deutschland: „Unser Ziel sollte es sein, Community Music in Deutschland zu etablieren. Sie verbindet Menschen, fördert Teilhabe und trägt zu einer vielfältigen, inklusiveren Kulturlandschaft bei.“ Die Community Music Konferenz am Konzerthaus Dortmund war ein Schritt auf diesem Weg.
Community Music
Community Music geht davon aus, dass jeder Mensch das Recht und die Fähigkeit hat, selbst Musik zu machen und zu gestalten. Dazu sollen Menschen jeden Alters und aus allen sozialen Schichten zum aktiven Musizieren ermutigt und unterstützt werden. Im gemeinsamen Schaffensprozess geht es nicht primär um musikalische Exzellenz, sondern auch darum, die Lebensqualität einer Gemeinschaft oder eines Individuums zu verbessern und Demokratie zu fördern. Musik ist hier das Werkzeug, um Menschen zu stärken und die persönliche künstlerische Kreativität und die Exzellenz von jeder und jedem zu fördern. Entscheidend dabei ist eine Haltung auf Augenhöhe: Statt etwas vorzugeben und beizubringen wird ein offener Raum geschaffen. Dabei entsteht die Musik in einem gemeinsam mit den Teilnehmenden entschiedenen Prozess, in den sich alle einbringen können.