Künstler Lee Mingwei ist MO-Kunstpreisträger 2021

 

Der 8. MO-Kunstpreis „Dada, Fluxus und die Folgen“ geht in diesem Jahr an Lee Mingwei. Die Kunstwerke des aus Taiwan stammenden Künstlers werden ab November 2021 in einer Schaufensterausstellung zu sehen sein.

Seit 2014 verleihen die Freunde des Museums Ostwall e.V. jährlich den MO Kunstpreis „Dada, Fluxus und die Folgen“ an eine*n Künstler*in, die in der Tradition von Dada und Fluxus arbeitet. Die Jury, bestehend aus Künstler*innen, Museumsfachleuten und Vertreter*innen der Freunde des MO, hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht: In einer dreieinhalbstündigen Sitzung wählte sie aus insgesamt acht Nominierungen den aus Taiwan stammenden Künstler aus.

Über den Künstler

Lee Mingwei, Jahrgang 1964, absolvierte zunächst ein Studium der Bildhauerei an der Yale University, entwickelte jedoch schnell ein Interesse für prozessorientiertes Arbeiten. Sein Werk zeichnet sich heute vorwiegend durch partizipatorische Projekte aus, bei denen Fremde einander begegnen und in Austausch treten. Lee Mingwei schafft intime Situationen, die es ermöglichen, sich selbst oder das Gegenüber kennen zu lernen und zu erforschen. So entwickelte er beispielsweise während seines Studiums das „Dining Project“: Weil er als Studienanfänger niemanden auf dem Campus kannte, lud er mithilfe von Plakataushängen Interessierte zu „gemeinsamen Mahlzeiten und reflektierten Gesprächen“ ein. Studierende und Professor*innen, aber auch Wohnungslose oder Mitarbeiter*innen des Facility Managements besuchten den Künstler und wurden von ihm bekocht. Das gemeinsame Essen zweier einander fremder Menschen schuf einen Raum für Gespräche und Annäherung an den jeweils anderen. Heute realisiert Mingwei Aktionen wie diese in Museen und lädt Besucher*innen zur Teilnahme ein.

Lee Mingwei lebt und arbeitet heute in Paris und New York City. Er war in den vergangenen Jahren mit Einzelausstellungen u.a. im Metropolitan Museum of Art in New York und im Centre Pompidou vertreten. Seine aktuelle Ausstellung „Lee Mingwei: Li, Gifts and Rituals“ ist noch bis zum 12. September 2021 im Museum Villa Stuck in München zu sehen.

Rituale des Schenkens und Beschenktwerdens

„Wir freuen uns sehr, dass Lee Mingwei den MO-Kunstpreis 2021 erhält“, sagt Nicole Grothe, Leiterin der Sammlung des Museums Ostwall im Dortmunder U. „Seine Aktionen gehen von alltäglichen Situationen aus und stellen den persönlichen Kontakt zwischen den Teilnehmenden, aber auch zwischen Künstler und Publikum ins Zentrum. Sie verbinden Kunst und Leben auf eine sehr intime, persönliche Weise. Die Teilnehmenden prägen das Werk mit ihren persönlichen Beiträgen und werden so zu aktiven Akteur*innen im künstlerischen Prozess. Buddhistische Tradition und das Interesse an Ritualen wie gemeinsamen Mahlzeiten verbinden sein Werk mit Arbeiten von Künstler*innen des Fluxus in unserer Sammlung.“

Benjamin Sieber, Vorsitzender der Freunde des Museums Ostwall: „Erneut ist es gelungen, einen neuen Künstler und somit einen neuen Blick ins Museum Ostwall zu bekommen. Im Mittelpunkt des künstlerischen Ansatzes von Lee Mingwei stehen Rituale des Schenkens und Beschenktwerdens und genau dies ist jetzt eingetreten. Hinzu kommt, dass in den aktuell schwierigen Zeiten das Thema der Partizipation vor Ort mehr als erschwert ist, doch genau dieser künstlerische Aspekt von Performances und Installationen sowie Kunst als transformatives Geschenk und Begegnung werden mit dem Ankaufspreis dieses Jahr hervorgehoben. Wir sind mehr als gespannt auf die Umsetzung der Schaufensterausstellung von Lee Mingwei und den damit einhergehenden gemeinsamen Erfahrungsraum für Künstler, Besucher und Museum.“


Zum Thema

Mit dem-MO Kunstpreis ist der Ankauf eines Kunstwerks für die Sammlung des Museums Ostwall verbunden, das in einer begleitenden Ausstellung ab dem 9. November 2021 präsentiert wird. Der Preis in Höhe von 20.000 Euro wird zu gleichen Teilen von den Kulturbetrieben und den Freunden des Museums Ostwall gestiftet. Die Preisübergabe und Eröffnung der Ausstellung im MO Schaufenster ist für Anfang November 2021 im Museum Ostwall im Dortmunder U vorgesehen.

Museum Ostwall