Der „ADC Talent Award“ für die beste Abschlussarbeit Deutschlands in der Kategorie „Photography/Illustration“ geht an die Kommunikationsdesignerin und Fotografin sowie FH-Dortmund-Master-Absolventin Sarah Johanna Köster. Die Jury des Art Directors Club (ADC) wertete ihr Fotobuch als „visuell verführerische Erfahrung, die die Kraft von Bildern zelebriert“.
In ihrem Buch „vague“ zeigt Sarah Köster 106 Fotografien, deren Verbindung zur Realität nur zart und spekulativ ist. „Das Buch stellt die Frage“, sagt die Kommunikationsdesignerin, „ob man in unserer realen Welt mit dem konkretesten Medium überhaupt, der Fotografie, etwas Abstraktes, Unkonkretes schaffen kann, das Assoziationen offenlässt.“
Teils schemenhafte Porträts, ungewöhnliche Blicke auf Landschaften, surreale Stillleben und abstrakte scanografische Szenen wechseln sich ab und überlagern sich auf einigen Seiten. Harte und weiche Konturen, klar Umrissenes und unscharf Umwölktes, modellierendes Licht und verhüllende Schatten bilden die Achsen dieser Bildwelt.
Klar wird obskur
Inmitten unklarer Dunkelheit ist es manchmal ein Auge, eine Hand oder etwas Skulpturales, das den Blick umlenkt wie ein Planet einen Asteroiden. Andere Bilder zeigen einen Menschen auf einem Platz oder vor einer Felswand, ganz klar und konkret, doch umso unklarer ist das Gefühl, das beim Betrachten aufkommt. Etwas Konkretes wird so zu etwas Unkonkretem, das beim Betrachten unwillkürlich individuell gedeutet wird.
Die Fotos in „vague“ gehen über die bloße Spiegelung der Realität hinaus und scheinen sie als Ausgangspunkt zu nutzen, um in völlig neue Bereiche vorzudringen: Traumwelten, Fiktionen, Gebiete des Zweifelhaften. Eine Welt des Noch-Nicht, möglicherweise.
Welt-Traum-Ausflug
Seine Träume ernst zu nehmen, sagt Sarah Köster, bedeute auch, an den eigenen Wünschen festzuhalten. Mithilfe der verschiedensten fotografischen Techniken wolle sie visuelle Anreize schaffen, sich mit ihren eigenen Träumen, Wünschen, Hoffnungen und Visionen auseinanderzusetzen.
„In Zeiten von Krisen brauchen Menschen Träume und Visionen, um dennoch das Positive und Schöne der Welt – im Kleinen und im Großen – zu sehen“, ist Sarah Köster sicher. „Mein Buch soll die Betrachter*innen für einen Moment aus dem Alltag herausholen und sie in eine Zwischenwelt versetzen, die zum Träumen anregt.“
Den ADC-Preis in Gold versteht sie als sehr große Ehre. Eine Bereicherung ihrer Vita ist der international anerkannte Preis auf jeden Fall.
Zum Selbstschauen
22 Fotografien aus „vague“ sowie das Fotobuch sind bis zum 24. September 2023 im Märkischen Museum Witten zu sehen, zusammen mit den Werken 19 anderer Künstler*innen, die wie Sarah Köster für den „Kunstpreis Ennepe-Ruhr 2023“ nominiert sind. Die Preisverleihung ist am 8. September 2023.
Weitere Infos
Bis 09. März 2023 war die Arbeit „Corona Street View, 2020/21 – Somehow near, but still so far away“ von Sarah Köster im Rahmen des Projektes SPITZENLAGE von DORTMUND KREATIV im Schaufenster des ehemaligen ESPRIT-Ladenlokals am Westenhellweg zu sehen.